Unser Dorf wird in den ältesten Urkunden unter dem Namen Durnum erwähnt. Die Entstehung des Gemeindewappens wird auf verschiedene Arten interpretiert, keine Version ist aber historisch belegbar. In der ersten Heimatkunde aus dem Jahre 1863 von Friedrich Nüsperli, er war Pfarrer und Bezirkslehrer und lebte von 1803 – 1876. Seine letzten Jahre verbrachte er auf dem Erlenhof. Darin steht: "Thürnen sucht die Abstammung seines Namens in den Zeiten der Sage. Es soll in den Wiesen unterhalb des Dorfes, in der Kilchmatt ein Kloster gestanden sein mit neun Thürmen, mit TH geschrieben. Dieses sei schon sehr früh durch ein Feuer zerstört worden, dabei hätten die Umwohner beim Löschen kaum Hand angelegt, weil das Kloster nicht sehr beliebt gewesen sei. Der Name der Ortschaft, so wurde von Nüsperli auch erzählt, gehe auf die Bewohnerinnen dieses Klosters zurück. Es seien Dirnen gewesen, also Büsserinnen für ihr schuldvolles Jugendleben.

Der Ormalinger Pfarrer und Sagensammler Hans Georg Lenggenhager, er lebte von 1805 – 1874 erzählt von einer Sage, nach der sich eine Mauer von Augusta Raurica bis nach Thürnen erstreckt haben soll. Damals sei hier eine Kirche mit neun Türmen gestanden und von dieser habe das Dorf seinen Namen erhalten. Also zwei Versionen die nicht so weit voneinander entfernt sind. Die Stelle wo die Kirche gestanden sein soll heisst Kirchmatt. Beim Pflügen komme dort altes Gemäuer zum Vorschein, ja es sei vor Jahren gar eine Glocke, die Aenelisglocke ausgegraben worden. Sie habe nachher noch lange Zeit im Sissacher Kirchturm gehangen und ihren Dienst versehen.

Es gibt sogar ein Lied vom "kleinen Anneli im unteren Homburgertal" . Darin beklagt sich eine Mutter, dass Thürnen keine Schulglocke besitze. Ein Vers tönt folgendermassen:
Sonst stand, so erzählen die Sagen
Zu Thürnen ein Gotteshaus
In unvordenklichen Tagen
doch gräbt man Gemäuer dort aus
die Glocke wurde genommen
so kleines Anneli hiess
sie sei nach Rom gekommen
wo man sie bis heute liess

Tatsächlich bestand bis zur Reformation in Thürnen ein Bethaus. Diese war von der Pfarrei St. Jakob in Sissach abhängig. Thürnen gehört ja auch heute noch zur Kirchgemeinde Sissach. Ob die Kapelle in der Kirchmatt gestanden ist, ist nicht belegbar. Die in alten Erzählungen genannten Gemäuer können aber auch eine Kirche oder ein Kloster gewesen sein. Zum Beispiel das Kloster St. Alban besass in Thürnen umfangreiche Güter. Eindeutig ist aber, dass das Wappen von Thürnen keinen Kirchenbau zeigt, sondern den Teil einer Wehranlage darstellt. Der schwarze Turm mit Ringmauer, flankiert von zwei offenen Eingangspforten, mahnt nämlich an die Fluchtburg auf dem nahen, allerdings bereits auf Sissacher Boden stehenden Burgenrain, so wie es aus verschiedenen Rekonstruktionen hervorgegangen ist. Zu erklären bleibt noch die Farbwahl, Gold und Schwarz erinnern an die jahrhundertelange Zugehörigkeit zum ehemaligen Homburgeramt.

Wie erwähnt gehörte das Dorf zur Herrschaft Homburg und gelangte 1305 an das Bistum Basel. 1814 kam Thürnen zum alten Kanton Basel, in den Bezirk Sissach, wo es ja auch heute noch zugeordnet ist. Die Wohnbevölkerung nahm in Thürnen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts um 16 Personen ab und betrug 1950 - 331 Einwohner. Ende der fünfziger Jahre nahm dann die Bautätigkeit auch in Thürnen ihren Anfang. Zuerst wurde das neue Schulhaus erstellt, welches bereits Mitte der sechziger Jahre erweitert werden musste. In dieser Zeit entstanden die ersten Mehrfamilienhäuser. Ab 1970 wurde das Baugebiet Bernhardhansli in Kürze mehrheitlich überbaut. Ebenfalls konnte im alten Schulhaus der erste Kindergarten eröffnet werden.
1971 wurde das Gemeindehaus erstellt und anfangs 1972 hat die Gemeinde einen vollamtlichen Gemeindeverwalter und einen vollamtlichen Gemeindearbeiter eingestellt.

Das Vereinsleben, ein sehr wichtiger Teil des kulturellen, gesellschaftlichen, aber auch politischen Dorflebens, nahm einen erfreulichen Aufschwung. Heute gibt es in Thürnen 12 sehr aktive Vereine. Und weil man sich in Thürnen bald heimisch fühlt, erfreuen sich die Vereine immer wieder neuer Mitglieder.

1980 betrug die Wohnbevölkerung 818 Personen, was einen weiteren Ausbau der Infrastruktur nötig machte. So durften wir im Jahre 1983 unsere wunderschöne Mehrzweckhalle einweihen. In diesem Zeitraum wurden ebenfalls die benötigten Anlagen für den Zivilschutz erstellt, so dass auch diesen Ansprüchen Rechnung getragen wurde. 1988 wurde das Gemeindehaus angebaut. So haben wir einen neuen, geschmackvollen Gemeindesaal erhalten. Gleichzeitig wurde im unteren Teil das Feuerwehrmagazin erweitert. Im August 1988 hat Thürnen dann den 1‘000 Einwohner erhalten.

Im Winter 92/93 wurde der bestehende Kindergarten durch eine zweite Abteilung ergänzt. Um der stets wachsenden Einwohnerzahl Rechnung zu tragen, wurde 1995 das Schulhaus durch einen Anbau erweitert. Es ist neuer Raum für zwei Klassenzimmer und die Schulbibliothek geschaffen worden. Damit ist der Schulbetrieb für eine Einwohnerzahl bis ca. 1'500 Personen abgedeckt. Ab der 6. Klasse gehen die Schüler nach Sissach in die Schule.


Unser Gemeindebann hat eine Fläche von 225 ha. Davon sind 57 ha Wald. Der grösste Teil davon, nämlich 44 ha, gehört der Bürgermeinde, der Rest ist in Privatbesitz. Dank der Initiative von ein paar Bürgern ist vor einiger Zeit eine Waldputzergemeinschaft entstanden. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, Ordnung in den Wald zu bringen und will mithelfen, durch Arbeiten im Wald, der Bürgergemeinde grössere Kosten für die Bewirtschaftung durch die Forstequipe des Forstreviers Sissach, wozu auch Thürnen gehört, einzusparen. Es werden im Frühling zwei und im Herbst vier Waldputze durchgeführt. Dazu ist jeweils die ganze Bevölkerung eingeladen. Regelmässig nehmen auch viele Nichtbürger teil. Dies ist auch richtig so, denn der Wald gehört zwar den Bürgern und muss von ihnen bewirtschaftet werden, die Erhaltung des Waldes dient aber der ganzen Bevölkerung als Naherholungs- und Freizeitgebiet. Am Ende des Jahres, genau am Samstag vor Weihnachten dürfen dann alle Helferinnen und Helfer ihren eigenen Weihnachtsbaum schlagen und sie werden zu einem guten Essen eingeladen.


Unsere Gemeinde hat keinen eigenen Bürgerrat. Diese Aufgabe wird vom Gemeinderat in Personalunion ausgeübt. Trotzdem hat die Bürgergemeinde einige Aufgaben zu erfüllen. Es sind dies in erster Linie die Bewirtschaftung und Erhaltung des Waldes und die Durchführung des Banntages als wichtigste Aufgaben. Damit diese Pflichten wahrgenommen werden können, hat der Gemeinderat 1990 eine Bürgerkommission ins Leben gerufen.

Auf der ganzen Welt hat es zur Zeit ca. 870 Thürner Bürger. Im Dorfe selbst gibt es 70 Bürgerinnen und Bürger. In den letzten Jahren sind immer wieder Einwohner eingebürgert worden, die sich in Thürnen heimisch fühlen und die Grundlage geschaffen haben, um hier ihr Leben zu verbringen.

Seit 1990 geniessen wir auch einen eigenen Wein, den Thürner Blauburgunder. Im Gebiet oberhalb des Hofes Grien, auf der Seite der Thürner Fluh, gleich hinter dem Wasserreservoir, hat ein Diepflinger Ende der achtziger Jahre begonnen auf einer Fläche von 4 Aren einen Rebberg zu errichten. Mit viel Fleiss und Geschick hat er das Ergebnis geschaffen, das Sie nun persönlich kosten können. Davon kommen jährlich etwa 200 Flaschen in den Verkauf. Einen Teil davon sichert der Gemeindepräsident jeweils zu Handen der Gemeinde für offizielle Anlässe.

So, jetzt hoffe ich, Ihnen mit meinen Ausführungen unser Dorf etwas näher gebracht zu haben und bin überzeugt, dass Sie sich in unserem schönen und sicher auch festfreudigen Dorf, mit seiner aufgeschlossenen Bevölkerung, falls nicht schon geschehen, sicher bald heimisch und wohl fühlen werden.